[-> Read the English version here]
Wie versprochen, wollte ich in diesem Jahr noch so einige Neuigkeiten und Projekte teilen – Und was man verspricht, muss man auch halten. ;)
Also werde ich in diesem Blogartikel nun eines der Projekte teilen, das bereits länger in meiner Atelierküche vor sich hin geköchelt hat …
Ich habe jetzt schon eine ganze Weile Jahre an diesem speziellen Projekt gearbeitet, getestet, verändert und es immer weiter entwickelt. Und jetzt habe ich keine Ausreden mehr, es aufzuschieben und damit ist es endlich an der Zeit, das Ergebnis auch zu teilen.
Aber vorher muss ich erst ein wenig weiter ausholen und die Geschichte von Anfang an erzählen – Dieses Projekt ergab sich nämlich aus einem Problem beim Puppenmachen, für das ich eine bessere Lösung gesucht habe.
Das Problem
Das Puppenmachen ist ein großes Abenteuer,
in welches die Meisten von uns sich kopfüber stürzen …
Wenn man also beschließt, sich der wunderbaren Tätigkeit des Puppenmachens zu widmen, weiß man nicht unbedingt, was einen erwartet. Und man gerät – gerade zu Beginn – unweigerlich schnell an so manche Hürde, die es erstmal zu nehmen gilt. Unter anderem die Herausforderung des ordentlichen Aufstickens der Augen oder dem fummeligen Häkeln der Puppenperücke aus Mohair.
Vor allem aber das gleichmäßige und feste Stopfen des Puppenkörpers mit Stopfwolle, macht Anfängern oft zu schaffen. Die erste Puppe hat dann vielleicht unschöne Knubbel, Dellen („Puppencellulite“) und ist zudem nicht fest genug gestopft, sodass diese leider schon bald ihre Form wieder verliert.
Die grundlegenden traditionellen Techniken des Puppenmachens waren mir bereits aus meiner Ausbildung zur Erzieherin und der Arbeit im Waldorfkindergarten vertraut.
Als ich dann vor mittlerweile zehn Jahren anfing, mich mit dem Puppenmachen professionell zu beschäftigen, habe ich zunächst viel Literatur dazu gelesen. Wie damals schon während meinem Studium, wollte ich mich dem Themengebiet und der Problematik systematisch näheren: Mir einen groben Überblick über die Thematik zu verschaffen, bildete also die Grundlage für das weitere Vorgehen und die Lösung.
Die Lösung: Wolle aufrollen
Dabei las ich natürlich zunächst das Standardwerk zum Puppenmachen: “Die Waldorfpuppe” von Karin Neuschütz.
Aber vor allem in dem Buch “Fröhliche Puppen selbst gemacht” (2009) von Freya Jaffke fand ich schließlich eine Technik, die das Stopfen der Puppenglieder auf eine andere, als die mir bis dahin bekannte, erklärt hat:
Hier wird nämlich die “Roll Technik”, mithilfe eines Kochlöffels, als die für das Stopfen von Puppengliedern zu bevorzugende Methode beschrieben. Und zwar mit überzeugendem Endergebnis und in einer Weise, durch welche keine unschönen Dellen sich durch den Hautstoff abzeichnen.
Die Methode: Roll Stopf Technik
Vereinfacht gesagt, wird bei der Roll Stopf Technik ein Wollstrang auf einen Stab aufgewickelt und dann mit dem richtigen Griff und Technik immer weiter gedreht und dabei verfilzt. So wird also die Wolle schlussendlich durch das Verfilzen immer fester verdichtet. Jedoch eben nicht mit der Filznadel, sondern durch Bewegung und Reibung.
Hauptsächlich wird sich hierbei die Eigenschaft von Wolle zu eigen gemacht:
Durch die Bewegung stellen sich die Wollhaarschuppen in der obersten Schuppenschicht auf und durch die Reibung werden die Fasern miteinander verschlungen.
Wolle hat also die Eigenschaft zu Verfilzen und genau dies wird hier genutzt.
Seitdem habe ich also meine Puppen mit dieser “Roll-Technik” gestopft und mich gewundert, warum es eigentlich nicht alle so machen. Bald habe ich aber festgestellt, dass diese Technik noch nicht ausgereift war, denn die Wolle war manchmal noch zu locker um meinen Kochlöffelstab gewickelt. Mit dem Ergebnis war ich daher nicht gänzlich zufrieden.
Als ich dann eines Abends meinem Angetrauten meinen Missmut über diese Methode klagte und wie dies meinen Arbeitsalltag erschwerte, versprach meine technisch versierte bessere Hälfte mir, in seine Holzwerkstatt zu gehen und ein wenig zu tüfteln und vielleicht ein Werkzeug für mich zu bauen, dass meinem Problem besser beikam.
Das Werkzeug: Der “RSS”
Fast Forward: Einige Prototypen später, hatten wir herausgefunden, der Trick lag darin, dass der Stab eckig sein musste, damit die Wolle besseren “Halt” daran finden könnte.
Zudem hatten wir so einige Stopfstabversionen aus verschiedenen Holzarten ausprobiert … und sind letztlich bei der für uns besten Version gelandet.
Seitdem arbeitete ich also täglich mit unserem Roll-Stopf-Stab und er wurde so ein “game changer”, was die Schnelligkeit und vor allem das Ergebnis in meinem Arbeitsalltag ausmachen sollte. Bald war daher der Gedanke geboren, diese Technik und vor allem unser Werkzeug auch mit anderen Puppenmachenden zu teilen.
Da die Technik damals aber noch nicht so weit verbreitet war, würde es zusätzlich eine Art Anleitung brauchen, damit der “RSS” (Roll-Stopf-Stab) auch richtig angewendet werden würde können. Jedoch damals, mit zwei kleinen Kindern daheim, war nicht daran zu denken, von meinen wenigen Arbeitsstunden auch noch welche für das Schreiben einer Anleitung abzuzweigen. Also schrieb ich es auf meine To-do-Liste und arbeitete an der Anleitung nebenher – immer, nur wenn es meine wenige freie Zeit zuließ …
Eine beliebte Technik
Etwas später entdeckte ich dann, dass es mittlerweile schon ähnliche Werkzeuge gab. Sogar verschiedene Versionen – unter anderem auch den wunderschönen “Wool Wand” von fig & me. Ebenso Videos zu der Technik habe ich dann online gefunden. Hier oder hier gibt es welche zu der Methode.
Daher legte ich meine Pläne, meinen Roll-Stopf-Stab und die Anleitung zu veröffentlichen, also erstmal auf Eis.
Ich nutzte aber meinen “RSS” weiter beim Puppenmachen für mich und in meinen Kursen.
Neuer Anlauf
Dann aber bei einem Treffen 2019 in Berlin mit lieben “Kolleginnen”, konnte ich beim gemeinsamen fachsimpeln nicht umhin, ihnen meine Methode in Kürze zu demonstrieren.
Und da ich dann schließlich im Mai zur wunderbaren “Landpartie für Puppennähverliebte” (von Mariengold & 1000 Rehe) reisen würde, lag es nahe, auch dort einen Mini-Workshop zu dieser Roll Stopf Technik anzubieten.
Dies alles nahm ich dann also zum Anlass, mich wieder dranzusetzen und endlich meine Anleitung dazu fertig zuschreiben.
Auf diesem Weg kam ich also dazu, ein E-Book zu dieser Puppenmachtechnik zu schreiben.
In dieser ausführlichen und bebilderten Schitt-für-Schritt Anleitung beschreibe ich genau, wie ich mit der “Roll Stopf Technik” Arme und Beine meiner Puppen stopfe und damit glatte und sehr fest gestopfte Puppenglieder erhalte.
Der “RSS”
Auch der handgefertigte Roll-Stopf-Stab aus Holz sollte dann zusätzlich zur Anleitung erhältlich sein.
Der Roll-Stopf-Stab ist aus weichem Kiefernholz gefertigt. Dies hat den Vorteil, dass der Stab bei dem hohen Kraftaufwand, der bei der Roll Technik auf ihn einwirkt, erst etwas nachgibt und sich biegt, bevor er etwa bricht.
Und ja, alle Stopfwerkzeuge aus Holz können unter dieser Technik brechen. Irgendwann, nach Jahren ist das Holz zudem “erschöpft” und gibt nach. Brechen kann er außerdem auch, wenn er falsch verwendet wird. Daher empfehle ich die Methode zuerst mit einem einfachen (eckigen) chinesischen Essstäbchen auszuprobieren, um zunächst ein Gefühl für den richtigen Krafteinsatz zu gewinnen. Vor allem sollte die richtige Technik eingeübt werden – daher auch meine ausführliche Anleitung.
Der Stab ist insgesamt etwa 33 cm lang, damit ist er für das Stopfen der Glieder aller meiner 25-45 cm großen Puppen gut geeignet.
“Roll Stopf Technik”: Tool & E-Book mit Video
Und heute nun veröffentliche ich also das erste RosaMinze E-Book:
Eine ausführliche bebilderte Anleitung, zu der es auch gleich das passende Stopfwerkzeug geben wird.
Das “Roll-Stopf-Technik Set”
Es gibt die Möglichkeit lediglich das “Roll Stopf Technik E-Book”, als PDF zum Sofortdownload, zu erwerben.
Video Tutorial
Dieses E-Book besteht aus einer detaillierten Anleitung und Schritt-für-Schritt Fotos sowie dem Link zum ergänzenden Video, in dem ich die Technik nochmals demonstriere.
Und natürlich ist auch das Werkzeug, der “Roll-Stop-Stab” (in den Farben Natur, Rosa oder Minze), im Shop erhältlich.
Fazit
Die Anleitung ist als Anregung und zum Verfeinern der eigenen Arbeitsweise gedacht und zeigt die von mir erprobte und oft praktizierte Methode, nach der Roll-Stopf-Technik zu arbeiten. Sie ist als Inspiration zu verstehen, neue Wege zu gehen, den Mut zu haben, neue Techniken auszuprobieren und diese dann, bestenfalls für die eigenen Bedürfnisse, weiter anzupassen und zu verbessern.
Egal, mit welchem Werkzeug man letztlich arbeitet oder nach welcher Methode und Anleitung man vorgeht, wichtig ist es, sich immer wieder Neues zu trauen und die für einen selbst beste Arbeitsweise zu finden.
Ich hoffe also, ich kann damit Mut machen, diese Technik einmal auszuprobieren. Vielleicht erleichtert es letztlich das Puppenmachen an dieser Stelle, ebenso wie es das für mich getan hat.
Ganz nebenbei erwähnt: Mein Puppennähkurs, in dem Du selbstverständlich auch die Roll-Stopf-Technik lernst, startet bald wieder und Du kannst Dich hier anmelden oder ganz unverbindlich auf die Warteliste setzen lassen!
Gefällt Dir dieser Artikel?
Dann teile und merk ihn Dir mit diesem Bild auf Pinterest, um ihn später wiederzufinden:
