Ich muss gestehen, ich bin “Zaubernaht”-Fan.
Ihr liegt nämlich eine einfache Technik zugrunde, um eine “unsichtbare Naht zu zaubern” und ich verwende sie, wo immer ich kann.
Hier zeige ich nun in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie’s geht:
Bei manchen Näharbeiten ist es nicht gewollt, dass später eine Naht zu sehen ist. Immer dann also, wenn man Öffnungen schließen will, an denen zwei eingeschlagenen Kanten aneinander stoßen, verwendet man den Zauberstich und erzeugt damit eine “unsichtbare Naht”.
Unverzichtbar gerade auch für das Puppenmachen ist dieser sogenannte “Zauberstich”, auch “Leiterstich” oder “Matratzenstich” genannt.
Diese Nähtechnik ist sehr gut dazu geeignet, um z.B. den Puppenkopf, Arme, Beine oder Ohren “nahtlos” am Körper zu befestigen.
Er findet aber beispielsweise auch bei Kissen, Stofftieren oder beim Verbinden von zwei Strickstücken Verwendung.
Mithilfe dieser Stichtechnik werden die zwei Seiten “unsichtbar” miteinander verbunden. Man sieht später keine Naht, da diese Innen liegt und von Außen nur die beiden Stoffkanten sichtbar sind.
Man verwendet den Leiterstich also immer dann, wenn Wende- bzw. Stopföffnungen sauber zu schließen sind.
Es kann somit nicht schaden, diese nützliche Technik im handwerklichen Repertoire zu haben. Noch dazu ist sie ganz einfach anzuwenden, hat man einmal das Prinzip verstanden.
Tutorial: “Zaubernaht”
Man braucht:
- Die zusammen zu nähenden Nähteile
- Nähnadel:
Beim Puppennähen verwende ich zum Ausführen der unsichtbaren Naht eine möglichst kleine Nadel und mache kurze, nahe beieinanderliegende Stiche.
Zudem sollte man eine “Milliner”-Nadel verwenden. Bei dieser, ursprünglich aus der Hutmacherei stammenden Handnähnadel, ist das Öhr nicht breiter als die Spitze. Damit macht man sich keine Löcher in Stoff oder Puppentrikot. - Zum Stoff farblich passendes Nähgarn:
Der Faden “verschwindet” zwar später weitestgehend im Inneren, jedoch ist es ratsam trotzdem möglichst ein Garn passender Farbe zu verwenden.
Zudem sollte man, gerade wenn man Puppen oder Stofftiere näht, hier ein extra dickes und reißfestes Garn aus 100% Polyester verwenden. - Schere, Stecknadeln
Anleitung Leiterstich/Zauberstich:
Der Matratzenstich wird grundsätzlich von der “Außenseite” her ausgeführt.
Falls man eine Wendeöffnung zunähen möchte, wendet man das Nähgut zunächst auf rechts, also auf die “schöne Seite”. Näht man den Puppenkopf oder die Körperteile an, so sind beide Seiten ja bereits gewendet.
1. Den Faden in eine Nähnadel einfädeln und das Fadenende verknoten.
2. Näht man eine Wendeöffnung zu, so wird die Nahtzugabe erst noch jeweils entlang der Öffnung nach Innen eingeschlagen und falls nötig mit Stecknadeln fixiert.
So liegen sich die gefalteten Stoffkanten nun genau gegenüber.
3. Dann mit der Nadel, dicht am Rand der Maschinennaht, also am Beginn der Öffnung, von Innen nach Außen durchstechen.
Den Faden anziehen und noch einmal durchstechen, damit das Fadenende gut gesichert ist.
Man kann das Fadenende aber auch mit ein paar kleinen Stichen innen auf der Nahtzugabe vernähen.
Der Knoten liegt damit innen, in der nach innen geklappten Nachtzugabe der Stoffkanten.
4. Ist der Fadenbeginn so auf einer Seite gesichert, erfolgt auch schon der Wechsel zur anderen Seite:
Mit der Nadel jetzt auf der gegenüberligenden Seite wieder in den Stoff einstechen, und zwar dabei möglichst auf gleicher Höhe der ersten Austrittstelle. Dann den Faden innen einige Millimeter in Nahtrichtung durchziehen und gleich wieder ausstechen.
Je schmaler hier der Abstand ist, umso schöner wird später die Naht.
Den Faden vorsichtig durchziehen, dabei noch nicht zu fest anziehen.
5. Den Schritt nun gegengleich auf der anderen Seite wiederholen:
Also wieder direkt gegenüber der Austrittsstelle auf der anderen Seite einstechen, den Faden innen einige Millimeter weiterführen und gleich wieder ausstechen.
6. Näht man nach diesem Prinzip weiter, sieht man bald schon den Faden gleichmäßig von einer Seite zur anderen verlaufen.
7. Nach etwa ein bis zwei cm den Faden vorsichtig anziehen (auch wenn die noch zu schließende Öffnung/Strecke länger ist, sollte man immer wieder nach ein paar Stichen den Faden anziehen. Dabei nicht zu fest ziehen, sonst kräuselt sich die Naht wieder!)
Die Naht zieht sich zusammen und die Öffnung wird somit geschlossen.
Der vorher hin und her verlaufende Faden verschwindet also im Inneren und die Stoffkanten stoßen aneinander. Die Naht wird “unsichtbar”.
8. Nach diesem Muster weiter nähen bis zum Ende der Öffnung.
Wenn man Stofftier- oder Puppenteile mit der Zaubernaht zusammennäht, sollte man mehrere “Runden” nähen, damit die Teile fest miteinander verbunden sind. Dabei kann man in der ersten Runde noch größere Stichabstände wählen und so erst einmal die Teile grob aneinander heften.
In den folgenden beiden Runden werden die Stichabstände immer geringer, um somit eine saubere und unsichtbare Naht zu erzielen.
9. Zuletzt den Faden wieder anziehen und die Nahtöffnung damit schließen.
10. Am Ende der Naht wird der Faden vernäht, indem man noch einige Stiche entlang der Naht näht. Das Fadenende wird also gesichert, indem man wieder rückwärts näht:
Dabei so dicht neben der letzten Austrittstelle wieder in den Stoff einstechen, sodass von außen keine Stiche zu sehen sind.
Zuletzt das Knötchen am Fadenende nicht vergessen. Dann die Nadel durch den Knoten nach innen durchführen, um ihn ebenfalls innen zu verstecken.
11. Nun nur noch den Faden noch mal leicht anziehen (dabei verschwindet das Knötchen im Nähwerk) und dann abschneiden, sodass das restliche Fadenende beim Loslassen ganz im Nähteil verschwindet.
12. Fertig!
Stichtechnik Schema:
Hier noch eine Grafik, zur Veranschaulichung der Technik:
Viel Spaß beim Nähen!
PS: Der Name Leiterstich rührt daher, dass die Naht während des Nähens wie die Sprossen einer Leiter aussehen.